für klare Positionen des DPR
Berlin 11.05.2011 – Als Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerates (DPR) [und Geschäftsführer der DGF, Anm. d. Red.], ohne Umschweife formulierte, dass es ein Skandal sei, dass die Pflegeberufsgesetze ohne jegliche Beteiligung und Expertise aus der Pflege entwickelt worden sind, erntete Westerfellhaus lautstarken Minutenapplaus von mehreren Hundert Teilnehmern der Veranstaltung „Dauerbaustelle Pflege“.
Unter der Moderation von Dr. Uwe K. Preusker hatte Prof. Dr. Stefan Görres den Anfang gemacht und für die Dauerbaustelle Pflege sieben Schlüssel zur Zukunft mit entsprechenden innovativen Strategien vorgestellt, die aus der Baustelle begehbare Wege machen könnten. Es folgten der Vertreter für die verhinderte Annette Widmann-Mauz aus dem BMG Weber, Dr. Carola Reimann, MdB für die SPD Fraktion, Bernd Meurer, bpa, Dr. Gerhard Timm von der BAG der Freien Wohlfahrtspflege und eben der Präsident des DPR, Andreas Westerfellhaus:
„Ich habe es heute Morgen zur Begrüßung sehr ernst gemeint und wiederhole es an dieser Stelle, weil es wichtig ist: Ein Jahr der Pflege reicht nicht für die Herkulesaufgaben, die wir vor uns haben. Die Dimensionen sind riesig und wir brauchen nicht nur ein, sondern viele kluge Konzepte, die zusammen ein nachhaltiges Versorgungssystem bilden. Ich befürchte, dass sich viele Verantwortliche nicht trauen, die tatsächlichen Ausmaße sehen zu wollen, weil sie befürchten, das wahre Ausmaß des Desasters zu entdecken.“ Schon an dieser Zäsur applaudierte das Plenum. Bevor er zu den zentralen Pflegethemen kam, rief er die Pflegenden deutlich auf, die Herausforderung ernst zu nehmen, auch weiterhin die Pflege immer weiter in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Endlich sei zu spüren, dass die Pflege im öffentlichen Alltag angekommen sei, aber es reiche längst noch nicht aus.
Westerfellhaus pflichtete seinen Vorrednern bei, die wichtigsten Teilbaustellen angesprochen zu haben. Es müsse natürlich weiter um Strategien gegen den Fachkräftemangel gehen, Konzepte zur Imageverbesserung, um die Finanzierung etc. Aber er ermahnte: „Wir haben keine Zeit! Wir müssen jetzt handeln! Wir haben keine wesentlich neuen Erkenntnisse zu erwarten – wir brauchen jetzt Lösungen.“ Und auch an dieser Stelle quittierte das Publikum seine klare Aussage mit deutlichem Beifall.
Er ergänzte die Positionen des DPR mit der unmissverständlichen Forderung, die Pflege an Diskussionen über die Pflege regelhaft und selbstverständlich zu beteiligen. Er stellte klar, dass die Attraktivität des Pflegeberufes gefährdet sei, wenn nicht endlich geklärt würde, wer was mit welcher Qualifikation tun darf und soll. Nur mit einem geschützten Berufstitel ohne inhaltliche Kompetenzen und Verantwortlichkeiten sei keinem geholfen.
Westerfellhaus richtete seine Worte klar an die Politik und die Gremien, als er formulierte, dass wir uns die ideologischen Graben- und Interessenskämpfe der Vergangenheit nicht mehr leisten könnten. Um nachhaltig etwas zu verändern und der Pflege auf der bundespolitischen Entscheidungsebene das nötige Gewicht zu verschaffen, forderte er einen Bundespflegebeauftragten aus der Profession der Berufsgruppe.
Der Präsident des Deutschen Pflegerates schloss eindrücklich mit einer bewussten Unterstellung: Betroffene, Patienten, oder Angehörige sind bereit für Pflege und Versorgungssicherheit Geld zu bezahlen, aber das Entscheidende ist: Wenn sie die Leistungen benötigen, müssen ihnen diese zur Verfügung stehen!“ Diese Qualität sei nur durch höhere Geldeinlagen im System und neue, verlässliche Strukturen zu garantieren. Einmal mehr Applaus des Plenums. Dauerbaustelle? Ja – aber nicht im Sinne einer stillgelegten Aufgabe, sondern ein Prozess der Herausforderungen, die jetzt gelöst werden müssen.
(DPR Presseinformation)