Mehr als 400 Intensiv- und Anästhesiepflegende kamen letzte Woche im Kongresszentrum Westfalenhallen Dortmund zusammen, wo die Auftaktveranstaltung des Deutschen Fachpflegekongresses, Forum Anästhesie & Intensivpflege stattfand. Die Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste (DGF) und der Bibliomed-Verlag hatten hierzu gemeinsam in die Ruhrmetropole geladen.
„Ich freue mich, dass die Veranstaltung in Nordrhein-Westfalen stattfindet“, sagte die NRW-Gesundheitsministerin und Schirmherrin der Veranstaltung Barbara Steffens in einer Video-Botschaft. „Wir brauchen Diskurs und Fachaustausch, um wirklich Veränderungen in der Praxis zu erreichen“, betonte die Ministerin die Wichtigkeit von regionalen Fachkongressen.
Veränderungen zu bewirken ist heute immer schwieriger, eine zunehmende Arbeitsbelastung ist in vielen Intensivabteilungen die Regel. Das hat auch Auswirkungen auf die Patientensicherheit, wie Prof. Dr. Michael Isfort vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung (dip) darstellte. „Dort wo wir eine schlechte Personalbesetzung haben, haben wir nachweislich größere Risiken für die Patienten“, resümierte der Pflegewissenschaftler die aktuelle Studienlage. Er plädierte deshalb für eine gesetzlich festgelegte Mindestpersonalausstattung in Intensivabteilungen. Der Jurist Dominik Roßbruch warf in seinem Vortrag „Da geht doch noch was!“ die Frage auf: „Steht das, was Intensivpflegende heute an Aufgaben übernehmen, überhaupt auf sicheren Beinen?“ Er bot einen juristischen Blick darauf, wie sich Intensiv- und Anästhesiepflegende – gerade bei der Übernahme ärztlicher Aufgaben – haftungsrechtlich schützen könne.
Die DGF hatte auch zum ersten Mal zum DGF-Nachwuchsförderpreis aufgerufen, um gezielt junge Fachpflegepersonen zu motivieren, ihre Facharbeiten einem großen Publikum vorzustellen. Drei junge Intensivpflegende bzw. Zweierteams aus Bonn, Berlin und Münster referierten dazu über die Bedeutung des Intensivtagebuchs auf die Pflegenden-Angehörigen-Beziehung, Beleuchtungsintensitäten auf der Frühgeborenenintensivstation und Begleitung von Berufsanfängern auf der Intensivstation.
Die Preisträger wurden durch das Publikum ermittelt: Christian Hackmann und Thomas van Waegeningh aus Münster. Die Intensivpfleger, die beide am Uniklinikum Münster arbeiten, überzeugten das Publikum mit ihrem selbst erarbeiteten Konzept „work & learn“, einem Konzept zur Begleitung von Berufsanfängern auf der Intensivstation. Das Gewinner-Team erhielt ein kostenfreies Wochenende in Berlin, mit Besuch des FAOPI-Kongresses 2014, gestiftet von der Firma Smiths Medical Deutschland. Die beiden Zweit- und Drittplatzierten, Melanie Ludwig und Enrico Bock, bekamen je ein 35-teiliges Erste-Hilfe-Set für die Reise und ein Jahres-Abonnement für die Fachzeitschrift „PflegenIntensiv“.
Insgesamt stand ein breites Spektrum an intensivpflegerischen und anästhesiologischen Themen in zwei unterschiedlichen Sälen auf dem Programm, mit vielen renommierten Referenten, mehrere Workshops und einer großen Industrieausstellung. „Ich bin mit dem Verlauf des 1. Deutschen Fachpflegekongresses sehr zufrieden“, sagte Lothar Ullrich, Veranstalter und 1. Vorsitzender der DGF. „Nach der erfolgreichen Erstauflage planen wir, den Deutschen Fachpflegekongress im bevölkerungsreichsten Bundesland dauerhaft zu etablieren.“