Chronik – 30 Jahre DGF

30 Jahre Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e.V.

– 40 Jahre Fachweiterbildung in Deutschland – 150 Jahre Narkoseschwestern –

Festvortrag von Dieter Bassauer, Esslingen – gehalten am 24.06.2005 auf dem 2. Europäischen Anästhesiepflegekongress in Weimar.

Die Gründung und Entwicklung der „Deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e. V., DGF“ ist eng verbunden mit der Fachweiterbildung in der deutschen Krankenpflege. Da fast jede Geschichte eine Vorgeschichte hat soll die Entwicklung der Anästhesiepflege erwähnt werden.

Nach dem sogenannten „Äthertag am 16.10.1856“ in Boston gab es ein weltweites Echo; im gleichen Jahr oder 1847 wurde die 1. deutsche Äthernarkose in Würzburg durchgeführt.

Aus den USA ist dokumentiert, dass die „Mutter“ der amerikanischen Anästhesie, Schwester Alice McGaw die Anästhesie in der Mayo-Klinik gründete, Anästhesisten aus der ganzen Welt unterrichtete und 1899 eine Studie über 20.000 Narkosen veröffentlichte.

1915 gab es in Ohio das erste Anästhesie-Lehrprogramm über 6 Monate für Schwestern, Ärzte und Zahnärzte.

Für Deutschland selbst gibt es wenig schriftliche Hinweise aus früherer Zeit. Die Narkosen wurden auch in größeren Kliniken bis in die 60er Jahre, von sogenannten Narkoseschwestern, Ärzten oder Studenten durchgeführt (aber auch noch vereinzelt bis in die 80er Jahre von Pflegepersonen). Vermehrt auch von Chirurgen, welche ohnehin als Operateur die Verantwortung trugen. Der Begriff der Chirurgo-Anästhesisten (1952) wurde geprägt. Für alle zusammen gab es den Begriff des „Narkotiseurs“.

Der erste Facharzt für Anästhesie wurde Dr. Sauerwein im Saarland. Er hatte sich in Frankreich fortgebildet. W. Weissauer, Jurist im bayrischen Ministerium lehnte 1963 eine spezielle Ausbildung zur Anästhesieschwester mit der Begründung ab, dass es bald keinen Anästhesieärztemangel mehr geben würde. (Diesen Mangel gab es dann allerdings bis Ende der 80er Jahre und heute kehrt er wieder).

Die deutsche Anästhesie nach dem 2. Weltkrieg wurde meist mit Schimmelbusch-Maske und Äther durchgeführt; eingeleitet wurde mit Chloräthyl oder Barbiturat. (1965 habe ich bei Rauschnarkosen mit Chloräthyl dem HNO-Arzt bei Adenotomien geholfen, d.h. die Kinder in meinem Schoß festgehalten)

In den 60er und 70er Jahren wurden Schwerkranke auf den Stationen durch Sitzwachen betreut. Intensivstationen im heutigen Sinne gab es praktisch nicht, einige „Wachstationen“ versorgten Schwerkranke, die Langzeitbeatmung befand sich in den Kinderschuhen.

Mancher Landrat baute sich in den Folgejahren sein Denkmal als Intensivstation in seinem kleinen Krankenhäusle. Man konnte nur 1-2 Beatmungspatienten pro Jahr nachweisen, was später wegen gewollter Fachweiterbildung des Pflegepersonals zu Problemen führen sollte.
Die Wachstation wurde von der Intensivstation abgelöst. Andere Bezeichnungen und Funktionen folgten wie „Intensivpflegestation“, „Beatmungstation“, „Aufwachstation“, „Aufwachraum“, „IMC“, „Observationsstation“, „Holdingroom“ und andere Namen.

(Übrigens betrug die wöchentliche Arbeitszeit 1957 60 Stunden und 1958 51 Stunden)

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