Bei strahlendem Sonnenschein aber eisigen Minustemperaturen trafen sich am 15. März im winterlich verschneiten Saarland Fachpflegekräfte für Intensivpflege, Anästhesie- und OP-Pflege aus dem gesamten Südwesten der Republik, um sich beim 11. Saarländischen Fachpflegesymposium der DGF (in Kooperation mit der IK Krankenpflege und dem Universitätsklinikum des Saarlandes) von renommierten Kollegen über aktuelle Entwicklungen der Fachkrankenpflege auf den neuesten Stand bringen zu lassen.
Nach der Begrüßung durch den Landesbeauftragten der DGF Wolfgang Klein und dem Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie Prof. Thomas Volk, der besonders seine „heimlichen Helden“ würdigte, die neben ihrer anstrengenden täglichen Arbeit immer noch Zeit finden, sich über das normale Maß hinaus in AGs, Projekten oder Fort- und Weiterbildungen zu engagieren, bezog der Präsident des Deutschen Pflegerates Andreas Westerfellhaus Position zur Wirkung einer Pflegekammer.
Unter dem Titel „Ist die Selbstverwaltung der Schlüssel zum Erfolg“ zeigte er den beschwerlichen Weg der Diskussionen um eine Pflegekammer von ihren belächelten Anfängen bis zur aktuell aussichtsreichen Situation auf und verdeutlichte noch einmal deren Notwendigkeit. Gleichzeitig verwies er aber auch auf viele weiterhin ungelöste berufspolitische Probleme der Pflege, die nicht durch eine Kammer gelöst werden können. Eine weiterhin intensive Arbeit der Berufsverbände ist notwendig. Sein Fazit: Die Kammer ist nicht die Lösung unserer Probleme, kann aber der Schlüssel zum Erfolg bei deren Lösung sein.
Im Anschluss führte uns Oliver Rothaug wieder zurück zur täglichen Arbeit am Bett. Zum Thema „Mikroaspiration“ erläuterte er sehr anschaulich deren Ursachen und Folgen und die besten Prophylaxen. Als nachweislich wirkungsvollste Maßnahmen zur Vermeidung von Mikroaspirationen und damit auch der ventilatorassoziierten Pneumonie führte er die 30°-Oberkörperhochlagerung an, sowie spezielle Endotrachealtuben, die sowohl über eine effektive Blockung aus Polyurethan, als auch über die Möglichkeit der subglottischen Absaugung verfügen. Diese Absaugmöglichkeit sollte automatisiert diskontinuierlich durchgeführt werden, um den optimalen Effekt zu erreichen und Nebenwirkungen zu vermeiden.
Nach der Kaffeepause verstand es Carsten Hermes aus Siegburg aus einer einfachen Brandschutzeinweisung einen spannenden und packenden Vortrag zum Thema „Brandschutz auf der Intensivstation“ zu gestalten. Besonders die Schilderung von Brandentstehung und -entwicklung haben dem Auditorium die Grenzen seiner Möglichkeiten aufgezeigt. Im Ernstfall darf der Selbstschutz nicht vernachlässigt werden. Trotz aller Schutzmaßnahmen und Möglichkeiten, die auch aufgezeigt wurden, ist bei einem massiven Brandausbruch auf einer Intensivstation mit Todesfällen zu rechnen.
Vor der Mittagspause war es dann Rolf Dubb aus Stuttgart, dem es mit viel Humor gelang, zum belasteten Thema „Stuhldrainagesysteme“ alte Zöpfe abzuschneiden. Nach einer grundlegenden Einführung in die Thematik konnte er studienbasiert die Indikationen, Vorteile und Risiken von Ableitungssystemen aufzeigen. Besonders die Bilanzierbarkeit und die Infektionsprophylaxe stehen dabei im Vordergrund.
Die ausgedehnte Mittagspause wurde zum interkollegialen Austausch und dem Besuch der Industrieausstellung ausgiebig genutzt.
Die Nachmittagssitzung eröffnete Tilmann Müller-Wolf aus Reutlingen mit einem Rückblick auf die zeitgeschichtliche Entwicklung des Lernens in der Intensivpflege. Er zeichnete nach, wie sich eine junge Kollegin vom reinen Nachahmen zum reflektierten Wissensaufbau entwickelt. Im Anschluss zeigte er auf, welche jeweiligen Vorteile sich aus einer Zusammenarbeit von Pflegepraktikern und Pflegeforschern ergeben können.
Ihm folgte Steve Mack vom Berufsverband ALIAR aus dem benachbarten Großherzogtum Luxemburg, der die Arbeitsbedingungen und Umfelder für Fachpflegende im Nachbarland vorstellte. Neben der offensichtlich ungleich attraktiveren Entlohnung sorgte hier insbesondere die Tatsache für Erstaunen, dass über 80% der Fachpflegenden in Luxemburg sich in der ALIAR organisiert haben – ein berufspolitisches Engagement, das sich offenbar bezahlt macht! Interessant auch seine Ausführungen darüber, wie eine Gesellschaft eine überwältigende Menge an Immigranten und Grenzpendlern zu integrieren vermag.
Nach einer kurzen Pause hielt dann Andreas Schäfer aus Schwalmstadt ein Plädoyer für die Anwendung von Algorithmen in der Intensivpflege. Dabei wurde sowohl deren Nutzen für den unerfahrenen Berufsanfänger als auch für den versierten Experten, der sich in Stress-Situationen auf solide Feedback-Mechanismen verlassen kann, deutlich herausgearbeitet. Das Risiko der Versuchung, unzureichend qualifiziertes, aber kostengünstiges Personal mit Hilfe von Handlungs-Schablonen einzusetzen, blieb nicht unerwähnt.
In gewohnt kenntnisreicher und umfassender Manier schloss Arnold Kaltwasser aus Reutlingen mit seinem Vortrag zur Mundpflege das Fachpflegesymposium 2013. Dabei wurde wieder einmal deutlich, welch zentrale Bedeutung diese originär pflegerische Tätigkeit für die Gesundung der Patienten hat. Außerdem griff Arnold Kaltwasser eine Frage der letzten Reutlinger Fortbildungstage auf: Gibt es elektrische Zahnbürsten, mit denen wir wirtschaftlich sinnvoll eine den aktuellen zahnmedizinischen Empfehlungen entsprechende Zahnpflege durchführen können? Die Antwort war ein mehr als deutliches „JA“. In den nächsten Jahren sollte dieses Instrument also zum gewohnten Anblick werden.
Ohne große Zeitüberschreitung konnte Wolfgang Klein in seinen Abschiedworten noch einmal das gelungene Symposium kurz Revue passieren lassen. Er verwies erneut auf die Notwendigkeit und den Wissensgewinn aus solchen Fortbildungsveranstaltungen, gerade auch vor dem Hintergrund unserer Berufsordnung. Umso erstaunlicher musste er aber auch zur Kenntnis nehmen, dass der Rückgang an Teilnehmern vor dem Saarland nicht halt macht. Er kündigte an im nächsten Jahr neue Wege zu gehen und in Kooperation mit den Verbänden der Großregion (Lux/RLP/Fr) die grenzübergreifende Wirkung des Symposiums zu stärken.
Text: Michael Dewes/Wolfgang Klein, Fotos: Andreas Hoppstädter