Veränderte medizinische und ökonomische Rahmenbedingungen veranlassen die Krankenhäuser zunehmend, ihre Aufnahme- und Ambulanzstrukturen zu interdisziplinären (Notfall-)Zentren umzugestalten. Die in diesen Strukturen eingesetzten Gesundheits- und Krankenpflegekräfte stehen damit zahlreichen neuen komplexen Situationen gegenüber.
Sich kontinuierlich verändernde Behandlungsabläufe sowie eine hohe Arbeitsbelastung bergen steigende Risiken in sich und verlangen dem Pflegedienst erweiterte Kompetenz ab. Dies wird durch die gegenwärtigen Bestrebungen, aus ökonomischen und personellen Gründen Tätigkeiten aus dem ärztlichen Dienst an den Pflegedienst zu delegieren, noch verstärkt.
Die beschriebenen hohen Anforderungen führen dazu, dass Pflege in der Notaufnahme nicht mit der stationären Krankenpflege zu vergleichen ist, dass hier zusätzliche Qualifikationen jenseits der im Krankenpflegegesetz beschriebenen Inhalte erforderlich sind. Dieses Einsatzgebiet sollte ähnlich der Tätigkeit im OP-Dienst oder in der Anästhesie- und Intensivpflege als eigenständige Subqualifikation mit zusätzlichem Weiterbildungsbedarf betrachtet werden.
Die Bestrebungen mancher Unternehmensleitungen, aus rein ökonomischen Gründen pflegerische Kompetenz durch den Einsatz von Rettungsassistenten und/oder medizinischen Fachangestellten zu ersetzen, unterstreicht die Dringlichkeit unseres Anliegens. Auf der einen Seite wird (insbesondere im ärztlichen Dienst) absolute Professionalität und Qualität in der Notfallbehandlung gefordert, auf der anderen Seite soll die professionelle Pflege durch Angehörige anders bzw. geringer qualifizierter Berufsgruppen ersetzt werden.
Die Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e.V. (DGF) hat eine eigene Arbeitsgruppe „Notfallpflege“ eingerichtet, die die fachliche Beratung der DGF sicherstellen, die Vertretung der Notfallpflege in nationalen und internationalen Arbeitsgruppen wahrnehmen und die Grundlagen der pflegerischen Qualifikationen für eine künftig zu qualifizierende Fachkrankenpflege für Notfallmedizin entwickeln soll.
Die DGF freut sich, Jörg Krey (Leiter Deutsches Netzwerk Ersteinschätzung, Institut für Notfallmedizin Hamburg) und Andrea Stewig-Nitschke (Arbeitsgruppenleitung E.R.N.A.im DBfK Nordost) begrüßen zu dürfen, die sich bereit erklärt haben, die Arbeitsgruppe als Sprecher und Sprecherin aufzubauen und zu etablieren.
Ihre Ziele sind unter anderem:
– Koordination der vorhandenen lokalen Engagements
– Integration der bereits entwickelten Ansätze
– Entwicklung eines allgemein gültigen Berufsbildes „Notfallpflege“
– Entwicklung eines Weiterbildungskonzeptes unter Berücksichtigung vorhandener europäischer Ansätze
– Vertretung der Notfallpflege in deutschen Gremien wie beispielsweise der DIVI, der DGINA
– Vertretung der deutschen Notfallpflege in internationalen Gremien wie beispielsweise der SIN (Schweizer Interessensgemeinschaft Notfallpflege) und der EUSEN (European Society of Emergency Nursing)