Das Jahrtausend war noch ganz frisch, da erblickten der Berlin-Brandenburger Anästhesie-Pflegetag und der stets parallel stattfindende Berlin-Brandenburger DGF-Fortbildungstag OP-Pflege/OTA das Licht der Fachöffentlichkeit. Seit über zehn Jahren ist somit Berlin im März Anlaufpunkt für hunderte Menschen aus der Fachkrankenpflege und den Funktionsdiensten.
Aus dieser Tradition heraus haben die Macher 2012 das Spektrum erweitert und erstmals auch ein Programm für die Intensivpflege erstellt. Unter dem neuen Namen FAOPI (Fachsymposium Anästhesie – OP – Intensiv) lud die DGF in Kooperation mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin in die Technische Universität an der Straße des 17. Juni. Der traditionelle Veranstaltungsort, das Audimax der Charité auf dem Campus Virchow-Klinikum, hätte dem Andrang wohl kaum standgehalten.
Denn über 1200 Teilnehmer hatten sich angemeldet und bekamen am 10. März 2012 unter dem Motto »Das Krankenhaus als lernende Organisation« drei an sich schon tagesfüllende Programme geboten, unterteilt nach den Interessenschwerpunkten Anästhesiepflege, OP-Pflege/OTA und Intensivpflege.
So waren die drei Hörsäle auch den ganzen Tag über gut gefüllt. Selbst zu Zeiten, an denen manche Kongressbesucher für gewöhnlich gern noch im Bett liegen oder die Shopping-Angebote der Stadt untersuchen, also am frühen Morgen oder am Nachmittag, wiesen die Stuhlreihen keine gähnende Leere auf.
Der Hörsaal für die Intensivpflege, mit gut 200 Teilnehmern die zahlenmäßig kleinste Gruppe, war zeitweise gar überfüllt. Das lag sicher nicht zuletzt an den Referenten aus Berlin und dem ganzen Bundesgebiet, die ihre Themen alle auf ihre Art spannend zu vermitteln wussten, darunter so profilierte Persönlichkeiten wie die gelernten Krankenpfleger Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerats, oder Professor Michael Isfort vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung. Zumindest unter den Vortragenden, die der Autor selbst ansehen oder über die er ein Feedback einholen konnte, war kein Langweiler bezüglich Inhalt oder Performance.
Teilnehmern mit mehr als nur einem Tellerrand war es natürlich auch möglich, zwischen den Sälen zu wechseln und sich die für sie besonders attraktiven Vorträge rauszupicken. Dabei fiel die Wahl nicht unbedingt leicht, denn dem Kongresskomitee Reinhard Schmitt, Andreas Brauer, Marie-Charlott Dymke, Melanie Engel und Susann Gebhardt war es gelungen, eine Mischung zu allen Belangen der modernen Fachpflege zu präsentieren. (Das komplette Programm können Sie hier einsehen, Abstracts ausgewählter Vorträge finden hier.)
Da waren natürlich die fachlichen Themen, Stichworte wie Lungenprotective Beatmung, Aortenstents oder Temperaturmanagement. Aktuelle strukturelle Herausforderungen wie Leasingpersonal, Einarbeitung, fachübergreifendes Arbeiten im OP etc. standen aber ebenso auf der Agenda wie das große Ganze: Rente mit 67, Arbeitsverdichtung, Zukunft der Fachweiterbildung und vieles mehr. Angesichts der kaum noch zu übersehenden Probleme aller Krankenhäuser, ihre Aufgaben mit quantitativ wie qualitativ ausreichenden Mitarbeitern zu bewältigen, zog sich diese Thematik durch einen Großteil der Vorträge und der anschließenden Diskussionen. Auf völliges Unverständnis traf pars pro toto das kürzlich ins Blickfeld geratene, als Ausbildungsangebot firmierende Projekt des Klinikverbundes Südwest, in dem junge Menschen quasi per Durchlauferhitzer für die verantwortungsvolle Tätigkeit auf Intensivstationen angelernt werden sollen (Siehe DGF-Stellungnahme).
Bei einem der unzähligen Pausengespräche auf den Fluren, die ja neben dem offiziellen Programm den Reiz eines solchen Symposiums ausmachen, drückte eine anwesende Pflegefachkraft eben jenes Klinikverbundes ihr massives Unbehagen aus, mit solchen Mitarbeitern, die gar nicht wissen können, was sie tun, zusammenarbeiten zu müssen.
Mögen solche Entwicklungen auch auf den Magen schlagen, so konnte dieser an einem der Cateringstände mit im Eintrittspreis enthaltenen Getränken und kleinen Snacks wieder positiv gestimmt werden.
Zudem bot eine Industrieausstellung Auslauf, bei dem man sich über die neusten Errungenschaften auf dem Markt der Medizinprodukte informieren konnte. Aber nicht nur Vertreter der Industrie hielten sich für geneigte Interessenten und Werbegeschenk-Sammler bereit. Auch Personaldienstleister und zwei Universitätsklinika bemühten sich, ihre Vorzüge als Arbeitgeber zu vermitteln.
Wem das nicht reichte, hatte noch Gelegenheit, praktische Fähigkeiten auf den Workshops „Physiologisches Beatmungsklima“ oder „Invasive Blutdruckmessung“ zu trainieren.
Auch wenn es gerade zu Beginn der Veranstaltung zu kleineren organisatorischen Verzögerungen kam, die dem bislang nicht gekannten Besucheranstrom geschuldet waren, so darf das FAOPI 2012 doch als sehr gelungene Veranstaltung bezeichnet werden, die Lust auf das nächste Jahr macht, wenn die DGF zum FAOPI am 9. März 2013 mit dem Oberthema »Wir können mehr – Perspektiven und Visionen« einlädt.
Text & Fotos: HolBeu