Pflegenotstand offenbart sich auch durch Hygienemängel

(08.06.2011) Die Versorgung der EHEC-Patienten gibt zurzeit in vielen Kliniken den Takt vor. Vergangene Woche baten die Unikliniken Kiel und Lübeck in einem öffentlichen Aufruf um die Unterstützung von Pflegekräften aus anderen Bundesländern und der stellvertretende ärztliche Direktor des Elbe-Klinikums Stade sagte am Wochenende, die Pflege leiste zurzeit Übermenschliches. Pflegefachpersonal ist schon ohne akute Krise Mangelware – nun zeigt sich der Notstand in noch dramatischerer Weise.

„Den hochengagierten, professionellen und überaus flexiblen Pflegekräften, die durch ihre zentrale Unterstützung in der momentanen Akutkrise durch EHEC helfen, die Situation beherrschbar zu halten, gebührt explizit Dank und Anerkennung!“, sagt Andreas Westerfellhaus, Geschäftsführer der DGF und Präsident des Deutschen Pflegerats (DPR). Seit langem werde dafür geworben, der Pflege die angemessene Anerkennung zukommen zu lassen, in dieser Phase der übermäßigen Belastbarkeit sei es das Mindeste, allen Helfenden höchsten Respekt auszusprechen.
„Es ist beispiellos, wie sich das Engagement der Pflege darstellt. Ich wünsche mir, dass das von allen – von Politik bis Klinikdirektion, von Wirtschaftstreibern bis Industrie von Experten bis Laien – gesehen und entsprechend gewürdigt wird“ so Westerfellhaus weiter. Die Gesellschaft müsse erkennen, was Pflege leistet und welche gesellschaftliche Verantwortung und Sicherung jeder einzelne mit seinem Einsatz übernimmt! Er schloss mit dem dringenden Appell: „An dieser Krisensituation zeigt sich einmal mehr, wie wichtig es ist, die Pflegereform, u. a. die Reform der Qualifikation der Pflege, die Verbesserung professioneller Rahmenbedingungen, die Finanzierung etc. jetzt anzupacken und auszugestalten. Nur mit ausreichend professionellen Fachkräften werden wir auch weitere Krisen sicher bewältigen.“

Die EHEC-Fälle beherrschen die Abläufe in vielen Kliniken gerade in Norddeutschland. Die Kliniken mit ihren Pflege-Kapazitäten und auch die Pflegekräfte selbst sind an der maximalen Belastungsgrenze angekommen.
Krisenstäbe versuchen engagiert, die Lage stabil zu halten, was durch steigende Fälle einerseits und Pflegefachkräftemangel andererseits fast unmöglich ist. Die Unikliniken Charité, Essen und Mannheim haben bereits Pflegekräfte nach Schleswig-Holstein entsandt, aber auch dafür muss es Pflegekräfte geben, die ad hoc in eine andere Stadt gehen, um dort ihre professionelle Unterstützung zu leisten.

Dietmar Stolecki

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